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250 Jahre Caspar David Friedrich: Neue Ausstellung in Berlin

17. April 2024

Nach dem Publikumserfolg in Hamburg eröffnet nun in Berlin eine weitere Blockbuster-Ausstellung mit Werken von Caspar David Friedrich. Wir erklären, was ihn und sein Werk so besonders macht.

Gemälde von Caspar David Friedrich zeigt Menschen am Strand, die städtisch gekleidet sind und fünf Segelboote betrachten.
"Die Lebensstufen" heißt dieses Gemälde von Caspar David Friedrich von 1834Bild: akg-images/picture alliance

Caspar David Friedrichs Geburtstag jährt sich in diesem Jahr zum 250. Mal - der Maler wurde am 5. September 1774 geboren. Unter dem Titel "Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften" ist ab Freitag in der Alten Nationalgalerie Berlin eine umfassende Ausstellung zum 250. Geburtstag des Künstlers zu sehen.

Das berühmteste Gemälde leuchtet in Blau: Ein riesiger Himmel, der sich fast über die gesamte Bildfläche erstreckt, zum Horizont hin verdunkelt und schließlich in das nachtschwarze Blau des Meeres übergeht. Ganz unten am Bildrand steht, wie verloren, ein winziger Mensch: Caspar David Friedrichs "Mönch am Meer". Die Zeitgenossen waren fasziniert, es wirke, "als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären", brachte Heinrich von Kleist (1777-1811) seinen Eindruck in den Berliner Abendblättern auf den Punkt. Gleich daneben hängt die "Abtei im Eichwald", die düstere Ansicht einer Kirchenruine mit Trauerzug, gerahmt von kahlen Bäumen, die in den Winterhimmel ragen. 1810 gelang Caspar David Friedrich (1774-1840) mit diesen beiden Gemälden der künstlerische Durchbruch in Berlin. Das Bilderpaar, das der preußische König Wilhelm III. sofort ankaufte, bildet den Auftakt zu der großen Friedrich-Ausstellung. Mit 61 Gemälden, darunter 15 aus eigenem Bestand, sowie 54 Zeichnungen, überwiegend aus dem Berliner Kupferstichkabinett, vermittelt die Ausstellung einen umfassenden Eindruck von Friedrichs Schaffen.

Heinrich von Kleist fühlte sich, als seine "Augenlider weggeschnitten" wären Bild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance

Jubiläumsjahr mit vielen Friedrich-Highlights

Los ging es mit den Feierlichkeiten aber bereits im Dezember mit dem Start einer Blockbuster-Ausstellung in derHamburger Kunsthalle , der "umfangreichsten Werkschau des bedeutendsten Künstlers der deutschen Romantik seit vielen Jahren", wie es das Museum bewarb.  

Die Schau bildete den Auftakt zum "Caspar David Friedrich-Festival", in dessen Rahmen nun die Alte Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und ab September die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dem Künstler eine Schau widmen. Sie stehen unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. 

Meisterwerk der Kunst

05:18

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Friedrichs Werk ist "national wertvolles Kulturgut"

Ende November wurde in Berlin Caspar David Friedrichs Skizzenbuch für 1,8 Millionen Euro versteigert. Kurz vor der Auktion hatte die Berliner Kulturverwaltung ein Verfahren eingeleitet, damit das Werk des Romantikers in das Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes des Landes Berlin eingetragen wird.

Caspar David Friedrichs "Karlsruher Skizzenbuch von 1804" kommt im Auktionshaus Grisebach unter den HammerBild: Jens Kalaene/dpa/picture alliance

Das "Karlsruher Skizzenbuch", wie es genannt wird, befand sich 200 Jahre im Besitz der Familie Kersting. Georg Friedrich Kersting war ebenfalls ein großer romantischer Maler und obendrein ein Freund von Caspar David Friedrich.

Zeitgenossen berichten, so schreibt es Florian Illies in seinem Bestseller über Caspar David Friedrich, "Zauber der Stille", dass Kersting seinem Malerfreund bei den Figurendarstellungen in seinen Gemälden geholfen haben soll. Warum?

Caspar David Friedrich selbst, so Illies, sei ein wenig talentierter Porträtist gewesen sein, schon in seiner Zeit an der Akademie in Kopenhagen sei er deswegen verspottet worden. Vielleicht hat Friedrich aus diesem Grund die Figuren in seinen Gemälden meist von hinten dargestellt?

Ruinen, Gräber, knorrige Bäume: "Abtei im Eichwald" entstand 1809/10Bild: akg-images/picture alliance

Schicksalsschläge

1774 wird Caspar David Friedrich als sechstes Kind des Seifensieders und Kerzenmachers Adolf Gottlieb Friedrich und seiner Frau Sophie Dorothea in Greifswald geboren. 1781 stirbt seine Mutter, seine Schwester erliegt dem Typhus. Sein jüngerer Bruder Johann Christopher erleidet einen Herzinfarkt, als er seinen Bruder Caspar David retten will, der im Eis der Elbe eingebrochen ist. Nur fünf der neun Geschwister erreichen das Erwachsenenalter.

Friedrich ist ab 1790 Schüler des Greifswalder Universitäts- und Zeichenlehrers Johann Gottfried Quistorp, der ihn besonders fördert. Seine künstlerischen Studien setzt er an der Kunstakademie in Kopenhagen fort. Ab 1798 lebt und arbeitet Friedrich in Dresden, wo er am 7. Mai 1840 stirbt.

Landschaftsmotive mit suggestiver Wirkung: "Das Kreuz im Gebirge"Bild: Federico Gambarini/dpa/picture-alliance

Von vielen geschätzt- aber nicht von Goethe 

"Mystiker mit dem Pinsel": So nannte der schwedische Dichter Per Daniel Amadeus Atterbom Caspar David Friedrich. Der romantische Maler wird schon zu Lebzeiten von seinen Kollegen geschätzt.

Nur Johann Wolfgang von Goethe wusste mit den Gemälden des Romantikers zunächst wenig anzufangen. Er verspottet sie als "neudeutsch, religiös-patriotisch". Der Dichter soll sogar ein Bild Friedrichs auf der Tischkante zerschlagen haben, das ihm nicht behagte.

1794 besucht Friedrich für vier Jahre die Kopenhagener Akademie und kommt dort mit der Naturmystik in Kontakt, die seine Kunst beeinflusst. Sein erstes Ölgemälde provoziert: Caspar David Friedrich widmet sich mit dem Bild "Kreuz im Gebirge" - auch wegen seines späteren Aufstellungsorts "Tetschener Altar" genannt - von 1807/1808 dem Verhältnis von Natur und Gott.

Seine Kunst ist nicht mehr ein Fenster zur Welt, wie noch in der Aufklärung, sondern ein Fenster zur Seele, ganz im Sinne der Romantik. Das "Kreuz im Gebirge" sorgt für Aufregung, weil der Maler der Kirche und der Natur gleich viel Raum einräumt.

"Zwei Männer bewundern den Mond" - die altdeutschen Trachten sind ein politisches StatementBild: Heritage-Images/picture alliance

Ein patriotischer Kauz 

Caspar David Friedrich ist ein zurückgezogen lebender Künstler, der sein Haus in Dresden erst nach der Dämmerung zu langen Spaziergängen verlässt. Am 21. Januar des Jahres 1818 heiratet er die 25-jährige Caroline Bommer - und zwar um sechs Uhr morgens.

Napoleons Feldzüge und die französischen Truppen bringen ihn aus der Ruhe, weil sie ihn und seine Heimat bedrohen. 1806 hatte Napoleon die meisten deutschen Länder besetzt.

In Friedrich regt sich deutsches Nationalgefühl. Der Künstler träumt vom Ideal eines vereinigten Deutschlands und verehrt das Christliche und das Germanische gleichermaßen. In seinen Gemälden tauchen Personen auf, die altdeutsche Trachten tragen, auch das ein geheimer Akt des Patriotismus.

Kleiner Mensch, überwältigende Natur: "Der Mönch am Meer" von Caspar David FriedrichBild: Joseph Martin/akg-images/picture-alliance

Erfundene Landschaften

Caspar David Friedrich hält zwar mit dem Bleistift jeden Baum, jeden Felsen, jedes Gebirge oder jedes gehisste Segel naturgetreu fest, doch in seinen Werken setzt er die einzelnen festgehaltenen Beobachtungen frei wieder zusammen. Die Natur ist für ihn nur Inspiration.

Er collagiert aus seinen Eindrücken nach eigenem Gusto in seinem Atelier erfundene Landschaften wie das "Eismeer". Das apokalyptische Gemälde verwandelt die zugefrorene Elbe mit dem fest eingekeilten Schiffswrack in ein weites Meer. Die Eisplatten türmen sich bedrohlich auf, doch sie entspringen nicht der eigenen Beobachtung, sondern seiner Fantasie.

Caspar David Friedrich lebt ab 1820 bis zu seinem Tod nur einen Steinwurf von der Elbe entfernt. In seinem Zuhause "An der Elbe 33" in Dresden empfängt er sogar den späteren Zar Nikolaus von Russland, der bei ihm zahlreiche Gemälde ankaufen lässt.

"Das Eismeer" von Caspar David Friedrich mit Schiffbruch um 1823/1824Bild: Artcolor/picture alliance

Auf Aufklärung folgt Romantik

Während die Aufklärung noch auf den Verstand und die rationale Erfassung der Welt setzt, folgt mit der Romantik eine Phase des Gefühls und der Empfindsamkeit. Subjektive Stimmungen erhalten einen Platz, was sich auch in der Kunst von Caspar David Friedrich nachweisen lässt.

Auf die strengen Kompositionen der Aufklärung antwortet Friedrich mit Irritation und Empfindung: zerklüftete Berglandschaften, Morgennebel, düstere Wolkenschichten, die den Menschen mitunter zu verschlucken drohen.

Eines seiner Hauptwerke ist "Der Mönch am Meer", das er 1808 beginnt, und das als eines seiner unkonventionellsten gilt, da es keine Tiefenperspektive gibt, Meer und Himmel gehen ineinander über. Im Vordergrund steht klein und ehrfürchtig ein Mann, der dem Betrachter den Rücken zukehrt - und so eine Stellvertreterrolle und Identifikationsfigur abgibt. Unendlichkeit und die Größe des Universums sind das Thema dieses Gemäldes.

Ist es das schönste oder nur das bekannteste Gemälde von Friedrich?Bild: akg-images/picture alliance

Berühmte Kreidefelsen auf Rügen

Das Gemälde "Kreidefelsen auf Rügen" gilt als eines der schönsten und wohl auch bekanntesten Werke von Caspar David Friedrich. Es entstand während seiner Hochzeitsreise im Sommer 1818. Wie durch ein Fenster, das ein häufig verwendetes Motiv des Malers ist, öffnet sich der Blick auf die Ostsee und in der Ferne auf einen hellen Himmel. Das Auge folgt den Segelschiffen, die dem Horizont entgegengleiten. 

Immer wieder gehen Werke von Caspar David Friedrich in Flammen auf. Am 10. Oktober 1901 brennt Caspar David Friedrichs Geburtshaus in der Langen Straße 28 in Greifswald. Einige Gemälde können gerettet werden, doch wohlmeinende Verwandte übermalen sie und zerstören sie damit.

Auch im Zweiten Weltkrieg beim berühmten Bombenangriff auf Dresden verbrennen etliche von Friedrichs Gemälden. Heute verwahren Museen in Hamburg, Dresden und Berlin den Großteil der Kunstwerke von Caspar David Friedrich.

Zeichnungen, die Caspar David Friedrich seinen Gemälden zugrunde legteBild: Jens Kalaene/dpa/picture alliance

Im Rad der Geschichte

Caspar David Friedrich stirbt am 7. Mai 1840 verarmt - und vergessen. Seine Kunst ist plötzlich nicht mehr angesagt. Neue Strömungen lösen die Romantik ab. Naturalismus und Impressionismus überholen und ziehen an ihm vorbei.

Schon ab Mitte der 1820er-Jahre verliert sein Werk an Ansehen, damals kommt in Deutschland die Düsseldorfer Malerschule in Mode. Die Wiederentdeckung begann erst 1906 mit einer kleinen Ausstellung in Berlin, die Gemälde und Skulpturen aus der Zeit von 1775-1875 vorstellte und 32 Werke von Caspar David Friedrich präsentiert. An diese Ausstellung knüpft nun die Nationalgalerie in Berlin an und rekonstruiert die Geschichte von Aufstieg, Fall und Wiederentdeckung des romantischen Malers. Friedrich selbst hat wohl nicht daran geglaubt, dass man sich wohl immer an seinen Namen erinnern werde; darum hat er darauf verzichtet, jemals eines seiner Bilder zu signieren.

Buchtipp: Florian Illies "Zauber der Stille - Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten"

Dieser Artikel wurde am 17. April aktualisiert. 

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