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KonflikteÄthiopien

Human Rights Watch: Gewalt in West-Tigray hält an

1. Juni 2023

Nach zwei Jahren Bürgerkrieg verkündeten die äthiopische Regierung und die Rebellen in Tigray im November 2022 einen Waffenstillstand. Doch Folter und Vertreibung gehen laut der Menschenrechtsorganisation weiter.

Tigray-Rebellen übergeben Ende Mai Waffen an die äthiopische Armee
Tigray-Rebellen übergeben Ende Mai Waffen an Äthiopiens Armee Bild: Million Hailessilasie/DW

In der äthiopischen Region West-Tigray sind laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) auch nach dem Waffenstillstandsabkommen im November weiter Menschen gefoltert, willkürlich verhaftet und vertrieben worden. Lokale Behörden und Amhara-Milizen hätten gemeinsam Bewohner drangsaliert, die zur ethnischen Gruppe der Tigray gehörten, teilte Human Rights Watch (HRW) im kenianischen Nairobi mit.

Für eine unabhängige Untersuchung von Gräueltaten

Seit Beginn des Krieges zwischen Äthiopiens Armee und der Befreiungsfront von Tigray (TPLF) im November 2020 hatten Menschenrechtsorganisationen immer wieder über Hinweise auf Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit berichtet. Schon lange gibt es Streit darüber, wer West-Tigray regieren soll. Seit Kriegsbeginn wird die Region im Norden von Äthiopien von amharischen Beamten verwaltet.

Laetitia Bader ist die Direktorin von Human Rights Watch für das Horn von Afrika (Archivbild)Bild: DW

Das Waffenstillstandsabkommen vom 2. November 2022 habe die "ethnischen Säuberungen" in West-Tigray nicht beendet, erklärte Laetitia Bader, HRW-Direktorin für das Horn von Afrika. "Wenn es der äthiopischen Regierung wirklich ernst damit ist, für Gerechtigkeit zu sorgen, dann muss sie aufhören, sich unabhängigen Untersuchungen der Gräueltaten in West-Tigray zu widersetzen, und verantwortliche Beamte und Offiziere zur Rechenschaft ziehen."

Mehrere Menschen in Haft gestorben

Grundlage für den Bericht sind Telefon-Interviews mit 35 Menschen in Tigray, darunter Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Betroffene. Sie berichten, unter anderem in der Stadt Humera im November, Dezember und Januar gemeinsam mit mehr als Tausend Tigrayern eingesperrt gewesen zu sein, bevor sie aus der Region deportiert wurden. Laut den Zeugenberichten sind mehrere Menschen in der Haft gestorben, weil es weder ausreichend Nahrung noch medizinische Versorgung gab.

Ein Vertreter der Afrikanischen Union (rechts) beaufsichtigt am vergangenen Freitag die Entwaffnung von RebellenBild: Million Hailessilasie/DW

Die Menschenrechtsorganisation ruft die Regierung in Addis Abeba dazu auf, die anhaltenden Menschenrechtsverstöße in West-Tigray aufzuklären. Außerdem müsse dafür gesorgt werden, dass die Binnenvertriebenen und die in den Sudan Geflüchteten ihr Recht auf sichere Rückkehr wahrnehmen könnten und keine weiteren Menschen vertrieben würden.

sti/jj (epd, HRW)