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Politik

Merkel: Corona ist "Kraftakt" für Familien

30. Januar 2021

Die Kanzlerin wirbt weiter um Geduld in der Corona-Pandemie, insbesondere bei Familien. Kinderärzte warnen derweil eindringlich vor den Folgen des langen Lockdowns in Deutschland.

Screenshot Video-Podcast Bundeskanzlerin Angela Merkel
Bild: bundesregierung.de

"Noch sind wir nicht so weit, Kitas und Schulen wieder öffnen zu können", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem jüngsten Video-Podcast. Aber: "Je konsequenter wir uns jetzt verhalten, auf Kontakte verzichten und da, wo sie unumgänglich sind, Abstand halten, Hygieneregeln beachten und Masken tragen, desto schneller wird das wieder möglich sein." Zwar gingen die Infektionszahlen zurück, gleichzeitig gebe es aber eine sehr reale Gefahr durch die hochansteckenden Virusmutationen. "Deshalb müssen wir auf unserem Weg durch die nächsten Wochen vorsichtig und behutsam handeln."

"Das unterschätzt niemand"

"Wir setzen alles daran, Kitas und Schulen als erstes wieder öffnen zu können, um den Kindern ein Stück ihres gewohnten Alltags wiederzugeben und um Familien zu entlasten", versicherte Merkel. Es sei ein "gewaltiger Kraftakt" für Mütter und Väter, Kita- und Grundschulkinder zu Hause zu betreuen und zu unterrichten. "In der Bundesregierung sind wir uns sehr bewusst, wie hart der Alltag für viele Eltern und Kinder zurzeit ist. Das unterschätzt niemand von uns." Es sei "bitter", dass Kinder und Jugendliche derzeit auf vieles verzichten müssten, was in dieser Lebensphase sonst so wichtig sei und Freude mache: Freunde treffen, Hobbys nachgehen, feiern oder einfach nur unbeschwert in den Tag hineinleben.

In "digitalen Bürgerdialogen" werde sie sich mit Müttern und Vätern über deren Erfahrungen in der Pandemie austauschen, kündigte die Kanzlerin an. Sie wolle erfahren, was Eltern bewege und wie die Bundesregierung sie weiter unterstützen könne.

Homeschooling: eine Herausforderung für Kinder - und auch für deren ElternBild: Nicolas Armer/dpa/picture alliance

Der harte Corona-Lockdown, bei dem in den Schulen weitgehend kein Präsenzunterricht stattfindet, gilt in Deutschland vorerst noch bis zum 14. Februar. Ob es danach zu Lockerungen kommt, ist ungewiss. Merkel will bei einem Krisengipfel mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer in den kommenden Tagen über das weitere Vorgehen beraten.

Kinder werden "verhaltensauffällig"

"Schon jetzt berichten Kinderärzte und Jugendtherapeuten über eine massive Zunahme von Kindern, die verhaltensauffällig sind", betonte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Man fordere daher, die Schulen so rasch wie möglich wieder zu öffnen. Ansonsten würden Bildungschancen vernichtet, sagte Gassen der Zeitung "Rheinische Post". In Schulen kämen zwar viele Menschen zusammen, als "Infektionstreiber" seien sie bisher aber nicht wirklich aufgefallen. 

Der Direktor der Westfälischen Kinderklinik Dortmund, Dominik Schneider, beklagte schwere psychische und körperliche Störungen bei Kindern durch die Corona-Pandemie. Quer durch alle Schichten hätten die Belastungen und Erkrankungen zugenommen, sagte Schneider im Deutschlandfunk. Als Beispiele nannte er depressive Störungen, Essstörungen, Gewichtszunahme oder pathologisches Medienverhalten.

"Müssen uns Mühe machen"

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble warnte vor einem Vertrauensverlust in die Politik. Deshalb sei es unerlässlich, die Menschen bei allen Beschlüssen mitzunehmen und ihnen beste medizinische Versorgung und größtmögliche Sicherheit zu garantieren. Zugleich räumte Schäuble Versäumnisse bei der Kommunikation der Politik gegenüber den Bürgern ein. Die Politik müsse aber trotzdem Entscheidungen treffen und könne nicht warten. Dann gelte: "Wir müssen uns immer und immer wieder die Mühe machen zu erklären." Anderenfalls würden diejenigen davon profitieren, "die erst einmal krakeelen oder Unordnung schaffen", so der Bundestagspräsident.

Wolfgang Schäuble: "Die Gefahr besteht, dass die Bevölkerung das Vertrauen verliert"Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief Politiker in Deutschland zu mehr Einheit im Kampf gegen Corona auf. Vertreter von Bund und Ländern müssten geschlossen dieselbe Botschaft verkünden, sagte der COVID-19-Beauftragte David Nabarro. Ein Ende der Pandemie sei noch nicht abzusehen. "Ich rechne damit, dass es noch lange dauert, Monate - wir sind dem Ende noch lange nicht nahe."

wa/se (dpa, kna, afp)

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